Vereinsgeschichte OG " Früh auf " Wittenberge Chronik Teil 1 |
|
Der Anglerklub "Früh auf" Wittenberge gründete sich 1899 |
|
"Unser liebes Wittenberge wies damals schon eine stattliche Anzahl von Freunden des Angelsports auf, von denen aber jeder sehen musste, wie er sich eine Angelgelegenheit verschaffte. Die meisten von ihnen mögen wohl nach dem Satze gehandelt haben: " Erlaubt ist, was gefällt" und haben dann gefischt, wo gerade ihnen ein passendes Plätzchen dazu geeignet schien, ganz gleich, ob sie dazu berechtigt waren oder nicht". So beginnt der Chronist seine Aufzeichnungen, dem wir sehr zu Dank verpflichtet sind. Er schrieb diese Sätze im November 1915. Sicherlich hat er damals bemerkt, dass nach 16 Jahren Vereinsleben bereits viele Unterlagen verlorengegangen waren, was auch mehrfach in seinen Ausführungen zum Ausdruck kommt. Unser Chronist ist der Sportkamerad ( so die damalige Anrede ) Paul Möhring, seines Zeichens im Jahre 1915 " Erster Schriftführer" des Angelklubs. Er schreibt folgendes: Um die Gründung eines Anglervereins bemühten sich zunächst die " Herren Adolf Theihs, Baumgarten, Bielefeldt, Dürre und Rietschel", die dann auch den ersten provisorischen Vorstand bildeten. Bis zum 14.Januar 1899 hatten sich bereits 71 Personen in die Liste eingetragen. Sie waren bereit, Mitglied zu werden und den Verein zu unterstützen. Die konstituierende Versammlung konnte daher schon am 12.Februar 1899, einem Sonntag, einberufen werden. Sie fand um 15.00 Uhr in der damaligen Gaststätte "Altdeutsche Bierhalle" (Besitzer war ein Herr Küsel) statt. Zum ersten Vorsitzenden wurde der Sportkamerad Baumgarten gewählt. Weitere Vorstandsmitglieder sind heute nicht mehr namentlich bekannt, weil das Gründungsprotokoll schon 1915 nicht mehr vorhanden war. Bekannt ist nur, dass Herr Baumgarten bereits im Mai 1899 von Sportkamerad Drischler abgelöst wurde. Gründe dafür gibt der Chronist nicht an. Die nächste Versammlung fand dann am 16.Februar 1899 in Anwesenheit der Fischer Nehl und Schliephack statt. Nehl bot Angelkarten für 2 Mark und Schliephack für je 1 Mark pro Jahr an. Trotz weiterer Verhandlungen durften für das "Garsedower Revier" jedoch nur 8 Angelkarten ausgegeben werden. Weiteree Angelrevier werden zunächst nicht angegeben. Bis Ende April 1899 zählte der Verein bereits etwas über 100 Mitglieder. Die beschlossene Satzung wurde gedruckt und jedem Mitglied für 10 Pfennig überlassen. Das Eintrittsgeld (Aufnahmegebühr) betrug 50 Pfennig und der monatliche Beitrag 10 Pfennig. Der Verein gab sich den offiziellen Namen Anglerklub "Früh auf" Wittenberge. Mit der Anzahl der Mitglieder wuchsen auch die Unkosten, so dass das Eintrittsgeld zum 01.01.1900 auf 2 Mark festgesetzt werden musste. Den Monatsbeitrag ließ man aber unverändert. Leider weiß der Chronist schon im ersten Jahr des Bestehens von schwarzen Schafen zu berichten: "Auch nichtsportliche Mitglieder gab es schon damals im Klub, die das Angeln raubartig betrieben und ihre Erträge gewerbsmäßig verkauften". Dagegen musste Stellung genommen werden, was durch einen Beschluss geschah, der ein derartiges Handeln mit Ausschluss bedrohte. Das Erhöhen des Eintrittgeldes sollte auch dazu beitragen,"das Eindringen minderwertiger Elemente in den Klub zu verhindern"(so das wörtliche Zitat aus der Chronik). Die folgenden Jahre lassen erkennen, dass mit weiterer Erhöhung der Mitgliederzahlen sich die Unkosten steigerten. Die Monatsbeiträge mussten auf 25 Pfennig erhöht und das Eintrittsgeld auf 5 Mark angehoben werden. Diese 5 Mark waren im Jahre 1902 sehr viel Geld, so dass eine gewisse Stagnation in der Entwicklung des Klubs eintrat. Deshalb wurde der Betrag am 2. Mai 1903 auf 3 Mark zurückgenommen. Man kam jedoch nicht umhin, den Monatsbeitrag im Dezember 1904 von 25 auf 50 Pfennig zu erhöhen. Diese Beitragserhöhungen gingen erfreulicherweise einher mit einer
Vergrößerung des Angelreviers. So konnte am Ende 1899 festgelegt werden,
das jedes Mitglied eine Angelkarte zu 75 Pfennig erwerben musste, womit
auch die bisherige Beschränkung auf 8 Karten im "Garsedower Revier"
vom Tisch war. Es gelang, die "Wentdorfer Fischerei" für 186 Mark anzupachten.
Unstimmigkeiten mit dem Verpächter führten dazu, das die Pacht im folgenden
Jahr nicht fortgesetzt wurde. Bedeutungsvoller und längerfristig wurde
ein Vertrag mit der Fischerei in Schadebeuster angelegt. Zunächst auf
6 Jahre mit 80 Mark pro Jahr abgeschlossen, wird er aber auch in späteren
Jahren immer wieder erwähnt. Als nächstes konnte auch die "Hinzdorfer
Fischerei" auf 3 Jahre angepachtet werden. Anfangs für 90 Mark pro Jahr.
Bei der späteren Weiteranpachtung wurden im gegenseitigen Einvernehmen
50 Mark pro Jahr vereinbart, was sicher auf eine sehr gute Partnerschaft
schließen lässt. Nicht immer waren Verhandlungen von Erfolg gekrönt.
So wurde ein Angelrevier an der Elbe ( in etwa hinter 458 ) in Richtung
Wahrenberg nicht übernommen, weil der Inhaber in die Pacht eine große
anliegende Wiese für zusätzlich 240 Mark einbeziehen wollte! Also auch
damals schon gab es überzogene Forderungen. Die "Schadebeustersche Gänsekuhle"
scheint ein sehr beliebtes Angelgewässer gewesen zu sein. Damit hieß es ab jetzt: Anglerklub "Früh auf" e.V. Wittenberge Aus dem Vereinsleben des Anglerklubs "Früh auf" e.V. Wittenberge Mit Gründung des Klubs waren Mitglieder und Vorstand bestrebt ein interessantes,
die Gemeinschaft förderndes Klubleben zu entwickeln. Dazu wurde auch
versucht, Kontakte mit anderen Anglervereinen aufzunehmen. Die schienen
aber damals ziemlich dünn gesät zu sein. Im ersten Jahr des Bestehens
schreibt der Chronist: "Um das Vereinsleben zu fördern, tat man auch
Schritte, mit anderen Sportvereinen der näheren Umgebung Fühlung zu
nehmen, so besonders mit dem Anglerverein Magdeburg". Später werden
Kontakte mit Tangermünde beschrieben. Anfangs werden gegenseitige Einladungen
zu Angelveranstaltungen genannt, die aber nach und nach kaum noch erwähnt
werden. Sicher eine Folge der Entfernungen. Kennzeichnend dafür eine
Eintragung von 1904 (Zitat): "Der Metzer Anglerklub hatte dem Verein
eine Einladung gesandt zur Teilnahme an einem Preis- und Wettangeln.
Die Reise dahin war unseren Sportsbrüdern denn aber doch zu weit, und
so begnügte man sich mit der Absendung einer Glückwunschadresse". Im
heutigen Autoatlas gibt es nur ein Metze - südlich von Kassel, und nur
ein Metz" in Frankreich!! Auch ein Schreiben aus Havelberg im Jahre
1921 mag darauf hinweisen, dass sich die Angler noch nicht überall organisiert
hatten. Zitat (leicht gekürzt): " Es wird beabsichtigt, hier in Havelberg,
einen Anglerklub zu gründen. Da uns aber die praktische Handhabung der
Gründung unter Leitung eines solchen Vereins fehlt, so möchte ich Sie
höflichst bitten, uns mit Ihren wertvollen Ratschlägen zur Seite zu
stehen, usw." Interessant sind sicher auch einige Probleme, die aus den Protokollen der Versammlungen hervorgehen: 23.06.1906: "Sodann hielt der Vorsitzende einen Vortrag über die Petition
des Deutschen Anglerbundes an seiner Exzellenz des Ministers für Forst
und Domäne Herrn Potbielski, betreff der freien Sonntagsangelei. Der
"Deutsche Anglerbund" bildete sich um 1900, gedacht als Dachorganisation
aller deutschen Angler. Voller Erwartungen wurde der Wittenberger Klub
Mitglied. Die Arbeit des Bundes leistete wohl nicht das Erwartete. Die
Beiträge stiegen, und es kam im Vorstand und unter den Mitgliedern zu
kontroversen, heftig geführten Debatten. 1910 wurde der Austritt erklärt.
In weiteren Darlegungen ist zu erkennen, dass das Angeln am Sonntag
einer besonderen Genehmigung bedurfte. Das geschah durch einen "Sonntagsschein",
später durch einen Stempel auf der Angelkarte, der Anfang 1912 noch
3 Mark kostete. Wegen dieser "Verstempelung" wurde im April 1912 ein
Extrabeitrag von l Mark erhoben, 2 Mark wurden aus der Kasse bezahlt.
Nach einem mehrfachen Briefwechsel mit den zuständigen Behörden erreichte
man 1913, dass "ein Großteil der Scheine (für die Bedürftigen) stempelfrei
erteilt wurde, die übrigen Stempelpflichtigen aber statt auf l Jahr
jetzt auf 3 Jahre gelten". Wann die Stempelei aufgehoben wurde geht
jedoch aus der Chronik nicht hervor, vom "Bund" wurde dazu nichts mehr
gehört. 1908: "Ein Antrag, den Kindern das Angeln ohne Begleitung ihrer Väter zu untersagen, fand große Zustimmung." Jan. 1910: "Ein Aufnahmeantrag des Herrn Fritz Friedlieb, der erst 17 Jahre alt ist, wurde nach lebhafter Debatte als unzulässig abgewiesen." April 1910: "Der Sportskollege Trenke begründete seinen Antrag auf Aufnahme von Damen und Jugendlichen". Nach längerer Debatte änderte er seinen Antrag: man möge beim Magistrat anfragen, ob Damen und Jugendliche auch Angelkarten bekommen dürfen, ohne dass diese Mitglied sind. Das heißt doch offensichtlich, daß die Mitgliedschaft in Frage gestellt ist, aber die Angelkarte nach Zustimmung des Magistrats erlaubt wird. Die Ausgabe von Angelkarten in der geforderten Weise wurde vom Magistrat abgelehnt. Selbst 1927 wurden noch Anträge abgelehnt, weil die Antagsteller noch nicht 21 Jahre alt waren. Auf der General-Versammlung am 3. Mai 1928 wird ein Antrag auf Einrichtung einer Jugendabteilung "nach langer Aussprache abgelehnt"! Erst die 1935 gegebene neue Satzung setzt das Eintrittsalter auf 18 Jahre herab. Das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte überschattet aber leider diese Satzung: "§2 Mitgliedschaft: Mitglied des Vereins kann jede über 18 Jahre alte unbescholtene Person werden, sofern sie arischer Abstammung ist". Vorausgegangen war eine von den neuen Machthabern befohlene "Außerordentliche Generalversammlung" am 17.Juli 1933 mit dem Tagesordnungspunk "Gleichschaltung des Vorstandes". Hauptperson war der Gauleiter Seilkopf vom Gau Sachsen/Anhalt. Zitat: "Gauleiter Seilkopf aus Magdeburg nahm darauf nach dem Führerprinzip die Gleichschaltung des Vorstandes vor. Er ernannte den Vorstand." Nur wer das gesamte Protokoll liest, kann erkennen, das aus der Versammlung wenig Resonanz zu dieser Verfahrensweise kam. Im Mittelpunkt der Planungen standen vor allem gemeinsame Veranstaltungen. Höhepunkt in jedem Jahr war das "Königsangeln", 1901 erstmalig durchgeführt. Die drei erfolgreichsten Angler hießen dann: Königsangler (auch kurz: König), erster Ritter und zweiter Ritter. Erst 1919 wird laut Protokoll der Begriff "Königsangeln" durch "Meisterschaftsangeln" ersetzt. Damit gab es dann auch keine Ritter mehr. Die Anrede "Sportskamerad" wurde übrigens bereits 1904 durch "Sportskollege" abgelöst, weil es "sportlicher" klingt. Dem An- und Abangeln wurde wohl anfangs weniger Bedeutung beigemessen; denn in den Protokollen wird es oft nur beiläufig erwähnt. In manchen Jahren kamen diese Veranstaltungen erst durch einen entsprechenden Antrag aus der Versammlung zustande. In den zwanziger Jahren ist dann eine gewisse Regelmäßigkeit zu erkennen. Als Beispiel sei das Königsangeln am Sonntag, dem 11. Juli 1909 erwähnt: Auf der Versammlung am 17. Juni 1909 wurden verschiedene Vorschläge zum Ablauf diskutiert und zu jedem Punkt einzeln abgestimmt. Schließlich ergaben sich folgende Festlegungen: Angelzeit von 12 bis 4 Uhr nachmittags, Angelstrecke vom Hammelwerder (Hafeneinfahrt) bis km 458. Das Ende der Strecke wird durch eine kleine Fahne gekennzeichnet. Für Preise werden 50 bis 60 Mark bereitgestellt. Der Festbeitrag soll 50 Pfennig pro Teilnehmer betragen. Das Aufstellen eines Zeltes "mit vollständigem Büffet", die Unkosten für das Zelt und die Bestellung der Musik übernahm Sportkollege Klauss. Er sollte ebenfalls die polizeiliche Genehmigung einholen. Zum Tag des Festes hatte Sportkollege Klauss darüber hinaus ein Bierzelt und ein Tanzzelt sowie Konditorstände aufstellen lassen. Für Musik ein Zitat: "Wegen der Musik erklärte Herr Klauss, dass er im Monat Juli eine Damenkapelle von 10 Damen engagiere und dem Anglerklub diese Kapelle für denselben Preis überlasse, welcher für die Musik im vorigen Jahr gelegentlich des Königsangelns gezahlt worden ist". Geangelt werden sollte mit einer Angel "und zwar nach allen Methoden mit Ausnahme von Schott- und Spinnangeln. Zur Auswertung des Königangelns ein Zitat: "Beim Königangeln 1909 wurde König der Sportkollege Becker, l. Ritter Sportkollege Hartmann und 2. Ritter Sportkollege Eichhorst. Leider musste ein Mitglied vom Wettbewerb und später vom Klub ausgeschlossen werden, weil er sich in niedriger, betrügerischer Absicht zum Wettangeln vorher gefangene Fische mitgebracht hatte." Sicherlich muss nun noch die Frage beantwortet werden: "Wer war Herr Klauss, der Förderer dieses Festes?" -- Er war Mitglied des Klubs und Inhaber des Lokals "Schützenhaus". Dieses Lokal mit Schießständen befand sich bis 1920 in der Perleberger Straße. Heute ist es das evangelische Gemeindehaus. So und ähnlich verliefen diese Höhepunkte. Oft auch verbunden mit einem Anglerball in einem der Säle. Nachmittags oder auch an einem späteren Tag wurde oft noch eine Veranstaltung für die Kinder mit Spielen und anderen Belustigungen durchgeführt. Im übrigen war es durchaus üblich bei solchen Festivitäten einem oder mehreren Gastwirten den Ausschank gegen eine gewisse Gebühr zu überlassen. Entsprechendes gilt auch für Schausteller die manchmal zu den Kinderfesten bestellt wurden. Also auch eine Einnahmequelle für den Klub. Ein umfangreiches Programm ist aus Anlass des 30jährigen Bestehens (1929) bekannt. In mehreren Vorstandsitzungen wurde rechtzeitig geplant. Den bildete ein "Gründungsfest" im Kaiserhof am 19.02.1929. Ein Vortragsabend mit Kommers. Mehr dazu ist aus der Chronik nicht zu erfahren. Die große Jubiläumsfeier (Stiftungsfest) wurde für den 13. und 14.7.1929 mit Meisterschaftsangeln und großem Ball festgelegt. 13.7.1929: ab 18.00 Uhr Konzert auf dem kleinen Werder (Hammelwerder) ab 19.00 Uhr Empfang der Gäste, bei anbrechender Dunkelheit großes Feuerwerk auf der Elbe, anschließend gemütliches Beisammensein bis 0l.00 Uhr. 14.7.1929 , 05.00 Uhr Wecken, bis 07.00 Uhr Eintragen in die Startliste, anschließend Ummarsch durch die Stadt zum Festplatz. 08.30 bis 12.30 Uhr; Preisangeln, anschließend abliefern der Fische und Versteigerung derselben. Ab 15.00 Uhr; Konzert und Volksbelustigung auf dem Festplatz. 20.00 Uhr Festball im Stadtsaal und Kaiserhof. Festbeitrag 0,50 RM. Das Eintragen wird sicherlich am oder im Kaiserhof gewesen sein und der Festplatz der kleine Werder. Dort waren wahrscheinlich wieder Zelte aufgebaut; denn zu einer vorbereitenden Vorstandssitzung waren Gastwirte eingeladen, die eine Schankerlaubnis für den Festplatz erhielten. Über die Ergebnisse des Preisangelns gibt die Chronik (wie sooft) keine Auskunft. Dafür wird aber die allgemeine Begeisterung zum Fest deutlich zum Ausdruck gebracht. Daraus zwei Sätze: "Bei einbrechender Dunkelheit wurde auf der Elbe ein prachtvolles Feuerwerk abgebrannt, von dem die Wittenberger Bevölkerung noch lange sprechen wird. Einige Sportkollegen meinten sogar, dass beim Preisangeln am nächsten Morgen nur gebratene Fische gefangen würden." Aus den Aufzeichnungen geht hervor, dass alle beim Gemeinschaftsangeln gefangenen Fische dem Klub gehörten und zur Auffüllung der Barkasse verkauft und manchmal versteigert wurden. Der Klub führte in Absprache mit den Fischern auch Netzfischerei durch. Dazu besaß der Klub selbst ein Netz und eigene Kähne. Die Kähne konnten von den Mitgliedern auch zum Angeln ausgeliehen werden. In "schweren Zeiten ",wie der Chronist sagt (Krieg, Inflation, Arbeitslosigkeit ) , wurde auch bedürftigen Familien geholfen: Waisenhaus und Krankenhaus wurden beliefert, wobei auch die Stadtverwaltung bei der Verteilung an Bedürftige half. Einzelne Mitglieder allein durften die Netzfischerei natürlich nicht betreiben. Aber, und jetzt schlägt allen aktiven Aalanglern das Herz höher: das Aalschnur legen war erlaubt!! Das führte wahrscheinlich zu Übertreibungen, so dass der Vorstand festlegte, dass die Schnur nur 50 Haken haben darf(1907)!!! Aber das dicke Ende kam 1911; Zitat: "Gegen den Verein war durch einen hiesigen Fischer eine gemeine Denunziation bei dem Regierungspräsidenten eingelaufen, weil wir die Fischerei in unverantwortlicher Weise ausräuberten!" Der Vorstand hat darauf eine ausführliche und begründete Gegendarstellung abgegeben, die von der Regierung anerkannt wurde. Trotzdem forderte die Regierung, dass das Aalschnurlegen sofort eingestellt wird. Neben dem Angeln wurde auch die Geselligkeit auf vielen Veranstaltungen gepflegt. Das gemeinsame Angeln wurde oft mit einem Umtrunk abgeschlossen. Im Protokoll heißt es dann: "Abangeln mit anschießendem Kommers". Das bedeutet, dass die Herren unter sich blieben. Die Formulierungen "Abangeln mit Kommers und Tänzchen" oder "Herrenangeln mit Kränzchen" weisen darauf hin, dass die "Damen" mit einbezogen wurden. Interessant: bis etwa 1930 erscheint nie das Wort 'Frauen'. Absoluter Höhepunkt aber war das jedes Jahr durchgeführte "Stiftungsfest". Es fand meistens zu Beginn des Jahres (bevorzugt Gründungsmonat Februar) statt. Schon im Herbst eines Jahres beginnen die Planungen für das folgende Jahr. Vom anfänglichen einfachen Anglerball mit lustigen Einlagen entwickelte sich diese Veranstaltung zu dem anspruchsvollen Stiftungsfest mit Konzert, Theater und Ball (ab 1910). Am 26.2.1910 wurde von der "Gerlachschen Theatergesellschaft" (in Wittenberge ansässig) das Lustspiel "Das Stiftungsfest" in drei Akten aufgeführt. In einer Auswertung in der Vorstandssitzung im März wird festgestellt, dass dieses Fest große Zustimmung fand. Also war es klar, dass diese Aufführungen fortgesetzt werden. Als 1913 die Kasse recht knapp bemessen war, ging man dazu über ein Theaterstück durch "Mitglieder und deren Damen" aufführen zu lassen. Zitat: "Die ausgelassene Stimmung bewies, dass die Aufführung eines Stückes aus dem Anglerleben, betitelt "Der Goldfisch", unter Mitwirkung von Klubmitgliedern kein Fehlgriff gewesen war. Das Fest verlief in schönster Weise zur Zufriedenheit und dauernden Erinnerung für alle Teilnehmer. Auch die vielen sich auf den Angelsport beziehenden humoristischen und musikalischen Vorträge verfehlten ihre Wirkung nicht. Einstudierung Paul Möhring Höchststimmung scheint auf dem Fest am 14.3.1914 im Kaiserhof geherrscht zu haben. Aufgeführt wurde die 2-Akter-Posse "Freundschaft und Liebe", Regie Paul Möhring. Der letzte Satz in der Einschätzung des Chronisten sagt eigentlich alles: "Bis früh um fünfe war man dort beieinander, und dann zog man weiter fort, hin nach manchen andern Ort". Leider sollte es auch vorläufig das letzte Fest sein. In den Kriegsjahren hatte man andere Sorgen und Probleme als Feste zu feiern. Erst 1920 wurde die Tradition wieder aufgenommen. Eine Fortsetzung dieser Chronik ist fest eingeplant. |